LEITBILD
Die Cranioschule vermittelt eine qualitativ hochwertige Ausbildung in Craniosacral Therapie, welche einerseits fest in den historischen, osteopathischen Ursprüngen dieser Methode verwurzelt ist, und sich andererseits an der aktuellen Berufsentwicklung orientiert.
Die Craniosacral Therapie verstehen wir als Kunsthandwerk, die Ausbildung verstehen wir als Lernweg zur Meisterschaft dieses Handwerks.
Die Cranioschule lebt ein integratives Verständnis der Heilkunst. Wir suchen und pflegen Berührungspunkte und Schnittstellen zu anderen medizinischen und therapeutischen Disziplinen.
Die Cranioschule will als qualitativ hochwertiger Anbieter bekannt sein und pflegt die nationale und internationale Kooperation.
Die Kernaufgabe der Cranioschule ist der ab 2019 einstufige Bildungsgang von Craniosacral Praktizierenden zu einem Abschluss, der vom Branchenverband CranioSuisse® (Diplom) resp. der OdA KT (Branchenzertifikat) anerkannt ist. Zentral ist die enge, persönliche Begleitung der Studierenden durch das Schulteam von Lehrpersonen und Mentoren.
Die Cranioschule bietet weiter über die Ausbildung hinausgehende Fortbildungsangebote für Craniosacral Therapeuten an, die vom Branchenverband CranioSuisse® anerkannt sind.
Das Berufsbild KomplementärTherapeutin mit eidgenössischem Diplom dient als Richtlinie für die Inhalte und Lernziele von Aus- und Fortbildung. Im Fokus von Aus- und Fortbildung steht die Entwicklung von beruflichen Handlungskompetenzen, und methodenspezifischen Ressourcen in den Bereichen Kenntnisse, Fertigkeiten und Haltungen.
Als anerkanntes Ausbildungsinstitut und Mitglied der Schulkommission von CranioSuisse® kommuniziert die Cranioschule mit den Stakeholdern in der Branche und leistet damit ihren Beitrag, die Qualität weiter zu entwickeln.
Zur Bedeutung des Logos
strukturell
die Form und die anatomische Lage der Strukturen zu kennen und mit diesen direkt oder auch indirekt zu arbeiten.
funktionell
die Form aus ihrer Funktion, d.h. aus ihrer Bewegung zu verstehen und therapeutisch an dieser Funktion anzuknüpfen, d.h. ausschliesslich indirekt zu arbeiten.
biodynamisch
«…knowing, feeling fingers» und ein Verständnis davon zu haben, wie sich der «Breath of Life» (die Primäre Atmung) in den unterschiedlichen Bewegungen (auf den Ebenen: CRI, Fluid Tide, Long Tide, Dynamische Stille) manifestiert, und dass sich unser Bewusstseinszustand mit dem Kontakt zu den verschiedenen Ebenen (Zonen) verändert, und umgekehrt, d.h. dass wir in jeder Zone unterschiedliche Phänomene wahrnehmen, und wir uns therapeutisch synchron dazu verhalten.
Oft wissen die Hände ein Geheimnis zu enträtseln,
an dem der Verstand sich vergebens bemüht.*
C. G. Jung
*C. G. Jung sprach in diesem Zusammenhang allerdings von der Gestaltung durch die Hände, indem diese durch Malen und Modellieren das Unbewusste sichtbar machen. Wir versuchen die Sprache des Körpers mit den Händen zu entschlüsseln.
Von der Struktur zur Funktion. Von der Funktion zur Biodynamik.
Die traditionelle Aufgabe der Osteopathie und der Craniosacralen Osteopathie ist es, das natürliche Wechselspiel von Struktur und Funktion zu erhalten. Von Anfang an ist die Cranioschule diesem philosophischen Prinzip verbunden. Inzwischen verstehen wir, wie weitsichtig diese Philosophie des Begründers der Osteopathie A.T.Still gefasst war. Verbirgt sich doch hinter diesem Prinzip "Struktur/Funktion" auch die Polarität "Biomechanik/Biodynamik", "Materielles/Lebendiges", "Matter/Motion and MIND".
Am Berührungspunkt dieser Pole - erfahren durch den „Cranio-Rhythmus“ und die subtilen Bewegungen der Tides - findet unsere osteopathische Arbeit statt. Der „Atem des Lebens“ in Aktion sind der „Cranio Rhythmus“ und subtilere Bewegungen aus der Biodynamik.
Im therapeutischen Prozess geben die Craniosacral Praktizierenden dem Prinzip Funktion Raum, indem sie die Funktion bewusst beobachten und ihr folgen, oder indem sie Strukturen lösen, so dass die Funktion unter der Kraft des „Atem des Lebens“ sich wieder entfalten kann.
Manches Problem braucht die strukturelle Arbeit, ein anderes eher das Vertrauen in die Kräfte des Lebens (Biodynamik). Im Verlauf einer Behandlung ist es häufig ein intuitives Zusammenspiel von strukturellem und biodynamischem Zugang. Im therapeutischen Prozess die richtige Balance zu finden, das ist die Kunst der Craniosacralen Osteopathie/Therapie.
Ein tiefes Verständnis dafür erwerben wir uns aus zwei Quellen: Die Berührung und das Studium, also eine gefühlsmassig liebevolle Erfahrung und die Reflexion, die uns für die Weisheit der Schöpfung öffnen.
Das Leitbild der Lehre in der Cranioschule lässt sich
in drei Prinzipien zusammenfassen
I.
Die Craniale Osteopathie nach W. G. Sutherland/R. Becker bildet die Grundlage für unser Verständnis der Craniosacral Therapie, und beinhaltet einen strukturellen, funktionellen, und biodynamischen Ansatz.
II.
In der praktischen Anwendung unterscheidet die Craniosacral Therapie ebenfalls einen strukturellen und einen rhythmischen Anteil. Beide Aspekte bilden in der praktischen Arbeit eine organische Einheit, und beide Anteile werden mit dem Bewusstsein der "freien Aufmerksamkeit" begleitet.
1.
Struktureller Aspekt: Das Erlernen der anatomischen Strukturen mit ihrer biologischen Funktion und die Kontaktaufnahme zu diesen Strukturen bilden eine der wichtigsten Grundlagen für die praktische Arbeit.
2.
Rhythmischer Aspekt: Von gleicher Bedeutung ist die Wahrnehmung und Begleitung der Craniosacralen Bewegungen, d. h. des Cranial Rhythmischen Impulses (CRI) sowie der weiteren subtilen Eigenbewegungen (energetische Vibrationen, sogenannte "long tides").
III.
Der psychosomatische Wirkungsmechanismus der Craniosacral Therapie wird berücksichtigt. Psychodynamische Prozesse (z.B. Traumata) können aktiv und aufmerksam, non-verbal und verbal begleitet werden, sie werden aber nicht forciert oder bewusst reaktiviert.
Konkrete Anwendung: strukturell-funktionell (Zone A) und biodynamisch (Zone B)
Erläuterung der drei Prinzipien
Zu I.
Grundlage der Craniosacral Therapie ist die Craniale Osteopathie nach W.G. Sutherland D.O. (1873-1954) sowie die Impulse, die Rollin E. Becker D.O. (1910-1996) dieser Arbeit gegeben hat, nach denen der strukturell-funktionelle Ansatz den biodynamischen Ansatz mit einschliesst.
Zu II.
Die praktische Arbeit der Craniosacral Therapie gliedert sich an unserer Schule in drei Phasen. Alle drei Phasen, insbesondere die erste, werden in einer Grundhaltung der Mühelosigkeit mit der „freien Aufmerksamkeit“ begleitet. Das heisst, dass Craniosacral Praktizierende während der Behandlung zu den Klienten aus einem neutralen Bewusstseinsraum heraus Kontakt aufnehmen, einem Raum, der nicht an vorgegebene Gedanken oder Bilder gebunden ist.
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Erste Phase: Die einfache Beobachtung der Eigenbewegung ("motility") und das Lenken der „freien Aufmerksamkeit“ auf die anatomischen Strukturen und deren Rhythmen.
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Zweite Phase: Überprüfung der Beweglichkeit der Strukturen ("mobility").
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Dritte Phase: Anwendung subtiler Techniken aus dem biomechanischen und dem biodynamischen Ansatz. Daraus folgen verstärkte oder veränderte Eigenbewegung ("movement") oder Lösungsbewegungen ("unwinding"), und/oder eine tiefe Entspannung ("Still Point") oder Reorganisation innerhalb der Gewebestrukturen und dem Bewusstsein.
Die praktische Erfahrung mit der Craniosacral Therapie zeigt, dass die beeindruckende Wirkung dieser Therapie nicht allein durch die strukturelle Arbeit zu erklären ist, das heisst dass ebenso der rhythmische Anteil seine Wirkung entfaltet.
Weiterhin gibt es Beobachtungen, dass ein kräftiger Cranial Rhythmischer Impuls ein Zeichen dafür ist, dass weitere wichtige Körperrhythmen in ein harmonisches Verhältnis zueinander treten („entrainment“) , und dass damit das Vegetative Nervensystem in einen ausgeglichen Zustand kommt.
Zu II.1
Der funktionell-strukturelle Aspekt: Die strukturellen Ebenen des CS-Systems sind die Knochen, das Bindegewebe mit den Hirnhäuten, die Flüssigkeitsräume und das Organgewebe in ihrer Funktion. Diese Arbeit ist eine manuelle Kontaktaufnahme bis in die mikroskopische Ebene der Strukturen hinein. Die freie Beweglichkeit jeder dieser strukturellen Ebenen ist für die freie Entfaltung der subtilen Körperrhythmen (CRI, Long Tides, energetische Vibrationen) notwendig.
Zu II.2
Der rhythmische Aspekt: Neben dem Cranial Rhythmischen Impuls werden noch weitere subtile Eigenbewegungen beobachtet. Diese freien und rhythmischen Eigenbewegungen sind ein konkreter und wahrnehmbarer Ausdruck eines grossen Selbstregulierungs- und Selbstheilungspotentials. In der Freilegung dieser Kräfte liegt die wichtigste Aufgabe der Craniosacral Praktizierenden.
Zu III.
Psychosomatischer Wirkungsprozess. Die Entwicklung hin zu einer freien harmonischen Bewegung des Organismus, insbesondere des Craniosacralen Systems, unterstützt körperliche Heilungsprozesse. Dies wird meist von einer grossen emotionalen Entlastung begleitet und kann zu einer veränderten/verbesserten Selbstwahrnehmung führen – was wiederum ermöglicht, körperliche und psychische Beschwerden zu relativieren. Somit fördert die Craniosacral Therapie die Klienten in ihrer Selbst-Entwicklung hin zu einem autonomen Denken, Fühlen und Handeln. Diesem psychischen Anteil in der therapeutischen Erfahrung muss ebenso Beachtung geschenkt werden.
In einer sehr zurückhaltenden, d.h. nicht retraumatisierenden Art kann über die strukturelle und rhythmische Craniosacral-Arbeit, wie sie an unserer Schule unterrichtet wird, an der „vegetativen Verdauung“ schwieriger oder traumatischer Lebenssituationen gearbeitet werden. Systemische Gesprächsführung und Prozessarbeit können bei Klienten zusätzlich „Türen öffnen“, welche die körperzentrierte Arbeit auf der verbalen Ebene wirkungsvoll ergänzen. Dies geschieht in einer Form, welche klare Grenzen zu den Gebieten der Psychotherapie oder Körperpsychotherapie einhält.